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Konzerte Festivals


Wave Gotik Treffen 2007

Leipzig, 25.05. - 28.05.2007



Welcher einleitenden Worte bedarf eine seit vielen Jahren etablierte Veranstaltung wie das Wave Gotik Treffen (WGT) an dieser Stelle noch?
Wer es kennt, weiss was er daran hat, und wer es noch nicht erlebt hat, weiss entweder warum oder sollte beizeiten mal einen Besuch ein Leipzig einplanen. Der Reiz, vier Tage lang ganz verschiedene Spielarten dunkler Musik an oft ausgesprochen reizvollen Stätten erleben zu können, macht das WGT jedenfalls Jahr für Jahr wieder zu einem in der deutschen Festival-Landschaft einzigartigen Erlebnis.

Hier unsere diesjährigen Impressionen:



Freitag, 25.05.2007 – Werk II


In Strict Confidence
In Strict Confidence kam die Ehre zu, für uns persönlich das WGT 2007 zu eröffnen. Der Elektro-Sound der Band war mir bislang nahezu unbekannt, doch sie konnten mit ihren eingängigen und melodischen, jedoch nie einfallslosen Stücken schnell mein Herz erobern. Die Fans drängten sich massiv vor der Bühne und auch im Fotograben war es so voll, daß ich überhaupt nicht mehr hineinkam. Nun denn, die Musik von In Strict Confidence war so melodisch und gefällig, daß der Düsterfaktor ein gutes Stück auf der Strecke blieb, allerdings stechen sie die Genrekollegen von VNV Nation klar aus. Für mich waren In Strict Confidence in jedem Fall ein äußerst gelungener WGT-Auftakt. (Till)


Fetisch: Mensch
Oswald Henke genießt großen Kultstatus in der Szene, keine Frage. Umso verwunderter war ich, daß im Vergleich zu In Strict Confidence deutlich weniger Gedränge vor der Bühne herrschte, als der Meister sein neues Projekt Fetisch: Mensch dem Publikum präsentierte. Die Kombination aus eingängiger Musik und Henkes charakteristischem Sprechgesang ist gewöhnungsbedürftig und zunächst einmal nicht unbedingt leichtverdaulich, doch dem Charisma, das er auf die Bühne mitbringt, kann sich so schnell keiner entziehen. Und schließlich weisen Stücke wie „Narbengarten“ oder „Fetisch: Mensch“ tatsächlich mitsingbare, nahezu hymnische Refrains auf, welche noch das ganze Festival über (und lange danach) in den Hirnwindungen verhakt bleiben, allerdings wurden die Songs deutlich härter dargeboten, als sie auf der Homepage der Band zu hören sind. War kein Fehler, ebensowenig wie der gesamte sehenswerte Auftritt. Hoffen wir, daß Fetisch: Mensch eine längere Karriere mit einigen feinen Alben und schönen Gigs bevorsteht, denn sie verdienen mehr. (Till)


Freitag, 25.05.2007 – Kohlrabizirkus


Amorphis
Darbietungen von Oswald Henke habe ich in der Vergangenheit schon mehrfach genossen, doch Fetisch:Mensch trafen an diesem Abend meinen Nerv nicht. Damit eröffnete sich immerhin noch die Gelegenheit, rechtzeitig zum Kohlrabizirkus zu gelangen, wo ich mit deutlich gemischten Gefühlen dem dortigen Headliner-Auftritt von Amorphis entgegensteuerte. Klar, die ersten Alben der finnischen Band sind legendär, über das Folgende scheiden sich dagegen die Geister. Mein Interesse an Amorphis verlosch 2003 nach einem enttäuschenden Auftritt auf dem Summer Breeze Festival, der nachhaltig durch eine unteriridische Gesangsleistung von Pasi Koskinen geprägt war. Aber gut, dieser widmet sich mittlerweile seinen anderen Bands und die Finnen haben mit seinem Nachfolger Tomi Joutsen eine Art Neuanfang gestartet. Also warum sollte man ihnen dogmatisch eine zweite Chance verweigern...
Und es kam, wie ich es mir nicht zu träumen gewagt hätte: Amorphis betreten elanvoll vor ca. 2.000 ausharrenden Zuschauern den Ort des Geschehens, sprühen vor neuem Leben und treiben mir bereits innerhalb weniger Minuten fast die Freudentränen in die Augen. Tomi Joutsen ist nicht nur ein toller Sänger sondern auch ein talentierter Frontmann, der es offensichtlich versteht, seine zuletzt so hüftlahm wirkenden Mitmusiker ordentlich mitzureissen. Jeder einzelne Song binnen der 60 Minuten Spielzeit macht verdammt Spaß und vor allem die Art und Weise, wie sich den alten Klassikern angenommen wird, raubt fast den Atem. DAS sind DIE Amorphis, die ich vor 10-12 Jahren leider nie gesehen habe! Ob „Grails Mysteries“, „Into Hiding“, My Kantele“, „Against the Widows“ oder der Überklassiker „Black Winter Day“ zum Abschluss – alles sitzt punktgenau, strotzt vor Original-Atmosphäre und sorgt nicht nur bei mir für dicke Gänsehaut. Die Band wirkt zeitweise regelrecht erstaunt ob der so euphorischen Reaktionen, doch die haben sie sich heute redlich verdient. Wie gesagt, sehr wohl auch für die neueren Stücke, doch bei Amorphis bin ich gerne ein konservativer Betonkopf. (Volker)



Freitag, 25.05.2007 – Völkerschlachtdenkmal


Monumentum II – Illumination des Völkerschlachtdenkmals
Die offizielle Eröffnungsveranstaltung des WGT wurde diesmal in einem außergewöhnlichen Rahmen zelebriert: Mit einer Illumination des bei Tageslicht schon monumentalen Völkerschlachtdenkmals. Als Dank an die Gastgeberstadt Leipzig war dieses extraordinäre Ereignis auch für Nicht-Festivalbesucher frei zugänglich, doch die Rahmenbedingungen entwickelten sich leider ungünstig. Kurz vor Beginn des halbstündigen Programms setzte kräftiger Regen ein, der erst pünktlich zu dessen Ende erst wieder aufhörte. Dies führte wohl zu einiger Konfusion, denn während sich am Eingang des Geländes die Besucher stauten, blieb um das große Wasserbecken vor dem Denkmal noch reichlich Platz und das Personal an den zahlreichen Getränkeständen hatte nicht viel zu tun. Doch wo auch immer man stand, blieb es schwierig, über ein Meer von Regenschirmen hinweg überhaupt einen Blick auf den Ort des Geschehens zu werfen. Für jeden zu hören war dagegen die akustische Untermalung der englischen Neoklassik/Electro-Formation In the Nursery, die regensicher unter Pavillions untergebracht Stücke von Grieg, Liszt, Mahler und Wagner interpretierten.
Sofern es zu beurteilen war, gelang das Zusammenspiel aus Licht und Klang recht imposant, gelungen war jedenfalls die Dramaturgie, zunächst die unteren Bereiche des Völkerschlachtdenkmal zu illumnieren, um zum Ende im Mantel der Dunkelheit nur noch die imposanten steinernen Krieger an der Spitze in sphärischem Licht und Kunstnebel erscheinen zu lassen. Spätestens da brandete lauter Jubel auf, der offenbar auch endlich die Schleusen des Himmels zu schliessen vermochte. (Volker)



Samstag, 26.05.2007 – Sixtina


Beramid
Auf der wohl kleinsten Bühne des WGTs gab sich heute die junge Leipziger Formation Beramid die Ehre, die wohl außer ein paar anwesenden Kumpels keiner bislang kannte. Die Band nutzte ihre Chance jedoch sehr gut. Aus den Boxen drang annehmbarer Gothic Rock, nicht zu hart oder zu mitreißend, gerade richtig für einen sonnigen Samstagnachmittag im gotischen Biergarten. Hervorzuheben ist der Gesang, mit welchem sowohl der Hauptsänger als auch sein weiblicher Konterpart punkten konnten. Die seit gerade mal einem Jahr bestehende Truppe gefiel den Anwesenden jedenfalls hörbar und dürfte so manchen überrascht haben. Für die Agra-Halle reicht es wohl noch nicht ganz, aber Beramid hätten auf einem der nächsten WGTs definitiv einen „richtigen“ Auftrittsort verdient. (Till)



Samstag, 26.05.2007 – UT Connewitz


Salonorchester Weimar
Vom Salonorchester Weimar hatte ich bislang noch gar nichts gehört, weshalb ich im Grunde auch nur aus dem Grund zum UT Connewitz ging, weil ich sonst nichts besseres zu tun hatte. Definitiv die richtige Entscheidung, denn der Auftritt des Salonorchesters war einer der besten des Festivals! Man stelle sich einige ausgesprochen talentierte und virtuose Musiker vor, welche auf äußerst bizarre Art und Weise mit stark umarrangierten Rammstein-Songs und klassischen Stücken das Märchen von Hänsel und Gretel erzählen. Die mit allerlei visuellen Hilfsmitteln (Hauptbestandteil: eine Kamera) und Einbeziehung des Publikums versehene Performance fesselte das Publikum von Beginn bis Ende, und zum Schluß wurde das Salonorchester kaum noch von der Bühne gelassen. Man sollte allerdings auch nicht vergessen, daß musikalisch alles stimmte: die Protagonisten boten gesanglich wie instrumental höchstes Niveau und stellten unter Beweis, daß Rammstein-Stücke auch komplett ohne Gitarren hervorragend funktionieren. Ich könnte hier noch in zahlreiche Details gehen, doch das würde den Rahmen sprengen. Schaut euch das Salonorchester auf jeden Fall an, wenn ihr die Gelegenheit dazu habt. Beide Daumen nach oben! (Till)



Samstag, 26.05.2007 – Schauspielhaus


Ataraxia
Ataraxia im Leipziger Schauspielhaus, eine Kombination die fast schon zwangsläufig passt. Die Musik der so anspruchsvollen wie wandlungsfähigen Band aus Italien eignet sich bestens zur großen Inszenierung, ganz gleich ob man die stärker mittelalterlich oder neoklassisch geprägten Phasen der fast schon 20jährigen Bandgeschichte betrachtet. Das 90minütige Programm an diesem WGT-Samstag stand jedoch ganz im Zeichen des Ende 2006 über Cold Meat Industry erschienenen Albums „Paris Spleen“ und wurde in eine Art absurdes Theaterstück eingebunden, wofür das Schauspielhaus dann gleich noch prädestinierter wirkte. „Paris Spleen“ basiert auf der Vertonung von Gedichten von Charles Baudelaire, ist thematisch also im extravaganten Paris des 19. Jahrhunderts angesiedelt und überrascht mit einer kunstvollen Gothic-Variante des französischen Chansons.
So schlich Sängerin Francesca Nicoli zum dramatischen Anfang mit einer Pistole über die Bühne, warb später vergeblich mit einer roten Rose um die Liebe ihrer Mitmusiker und hüllte sich gleich mehrfach in neue Gewandungen. Die männlichen Akteure des wohlig-grotesken Treibens schritten teils bedächtig mit Tiermasken über die Bühne, überliessen die große Maskerade aber sonst weitgehend ihrer Frontfrau und konzentrierten sich auf ihre filigranen Instrumentaleinsätze. So schwierig dies zu beschreiben ist, so sehr muss auch die Musik selbst gehört haben, um wirklich einen Eindruck von diesem Schauspiel zu gewinnen. Empfohlen sei dies jedem aufgeschlossenen Musikliebhaber, denn diese im Flug vergehenden 90 Minuten waren in sich absolut stimmig, musikalisch wertvoll und meisterhaft arrangiert.
Kein Wunder also, dass kein Platz im Auditorium leer blieb und nach einer komplett maskiert gespielten Zugabe Ataraxia nochmals auf die Bühne geholt wurden und auf eine Wiederholung zurückgreifen mussten, da sie sämtliches, zur Verfügung stehendes Material schon gespielt hatten.
Ein wahrhaft genussvoller Auftakt des zweiten Festivaltages! (Volker)


Samstag, 26.05.2007 – Parkbühne


Reliquary
Wie ein kostbares Gut aus einem Reliquienschrein erschien diese US-amerikanische Formation als eines der wenigen Überbleibsel einer einst das WGT dominierenden Gattung: klassische Gothic Bands mit unverkennbaren 80ern-Wurzeln.
Reliquary haben mit „Winter World“ zwar erst ein Album veröffentlicht, klingen mit ihren Anleihen an Clan of Xymox und London After Midnight aber wie ganz alte Hasen. Dabei wäre ihr Auftritt fast noch daran gescheitert, dass die Band wegen einem verzögerten Anschlussflug in Paris erst eine Stunde vor der Show überhaupt in Leipzig ankam, wie die dafür doch noch beachtlich gestylte Frontfrau Kara zwischenzeitlich ins Mikro hauchte. Und nicht nur das, ihre ausgebildete Stimme umfasst vier Oktaven und in Sachen Bühnenpräsenz wusste sie dezent aber ausdrucksstark zu überzeugen. Schlagzeug und Keyboard gabs nur aus der Konserve, doch Gitarrist Loki und Bassistin Suriel sorgten dafür, dass kein Eindruck einer Playback-Show aufkam.
Reliquary sind musikalisch sicher nicht die große Offenbarung und von großem Andrang konnte nicht die Rede sein, doch ich war offensichtlich nicht der Einzige, der ihre Anwesenheit als wohltuend empfand. (Volker)


Secret Discovery
Von einigen Jahren schöpferischer Pause abgesehen, sind Secret Discovery eine stete Größe des deutschen Gothic Rock / Metal. Dank ihrer jederzeit eingängigen Herangehensweise haben sie mit den Jahren etliche gut im Ohr hängenbleibende Songs geschrieben, so dass man sich um die Setlist im Voraus sicher keine große Gedanken machen musste. Und im Vertrauen, stilistisch verändert haben sich die Bochumer sowieso nie. Dementsprechend gab es bei bestem Sommerwetter einen routinierten Auftritt zu beobachten, der eigentlich alle zu erwartenden Elemente enthielt, erfreulicherweise auch einige Stücke vom überdurchschnittlich starken letzten Album „Alternate“. Ein weiter Stimmungsgarant war das „Slave to the Rhythm“-Cover, während „I turn to you“ von Mel C einmal mehr ins Konzept gepresst schien und der Abschluss-Abschuss „Hello Goodbye“ niemals an Dämlichkeit einbüssen wird. Ebenso obligatorisch der weitere Wermutstropfen, die Herren von Secret Discovery sind recht gute Musiker, aber werden wohl nie ihre arrogante und pseudo-prätentiöse Ausstrahlung loswerden, die auf der Charisma-Skala verdächtig gegen Null tendiert und gerade von Sänger Kai Hoffmann immer weiter in Richtung Tiefstwerte getrieben wird. Mit geschlossenen Augen war’s daher mal wieder ein deutlich angenehmeres Vergnügen. (Volker)


Emilie Autumn
Wo sich Secret Discovery vergeblich um Ausstrahlung bemühen, geht es bei Emilie Autumn im Grunde um nichts Anderes. Die Musik kommt zu 80% vom Band, dafür enthält die Show der exzentrischen Emilie und ihres drei weitere Damen umfassenden Hofstaates reichlich Elemente, die den zunächst unbedarften Betrachter mit einer Mischung aus Faszination und Ratlosigkeit hinterlassen.
Emilie Autumn ist eine 28jährige Kalifornierin, die bereits zu frühesten Kindertagen intensiven Musikunterricht genoss, ganz verschiedene stilistische Phasen durchlief und bereits seit Jahren ein eigenes Musik- sowie ein Modelabel führt. Gnadenlose Selbstsicherheit und eine nicht zu leugende erotische Ausstrahlung sind feste Säulen ihrer Auftritte, die in den USA in größeren Hallen gefeiert werden und offensichtlich auch eher auf die dortigen Erwartungen an eine Bühnenshow ausgerichtet sind.
Da werden zahllose avantgardistische Modeschöpfungen zur Schau getragen, Teezeremonien abgehalten, abgerissene Puppenköpfe in den Schlaf gewiegt und übermütige Akteurinnen von der strengen Zofe zur Ordnung gerufen. Was spontan wirkt, folgt vermutlich einer strengen Choreographie und steht wesentlich stärker im Vordergrund als die musikalische Beschallung in Form einer Synthese aus Electro-, Wave- und Industrial-Elementen. Gelegentlich wird mal ein echtes Streichinstrument gespielt und in erster Linie Emilie selbst singt, schreit und flüstert sich lasziv durch die jeweiligen Stücke, von denen ohne vorherige Kenntnis doch allein „Dead is the new alive“ in Erinnerung blieb.
Obgleich die manchmal gewählte Bezeichnung Emilie Autumns als „weiblicher Marilyn Manson“ hinkt, hilft sie doch, das folgende Fazit zu erklären: Diese 45 Minuten waren irgendetwas zwischen aparter Gruselshow und bizarrem Gruft-Kindergarten für schwarz geschminkte Bravo-Leserinnen. (Volker)



Samstag, 26.05.2007 – Kohlrabizirkus


Primordial
Pünktlicher hätten wir im Kohlrabizirkus nicht auflaufen können, denn im selben Moment, als wir in die Halle kamen, betraten Primordial die Bühne. Da einer der Gitarristen aus irgendwelchen Gründen nicht mit nach Deutschland kommen konnte, waren die Iren nur zu viert, was dem Auftritt jedoch keinen Abbruch tat. Auch mit nur einer Gitarre ist Primordials Musik unglaublich intensiv und zieht den Hörer unmittelbar in ihren Bann. Die monotonen, langen Songs kleiden die rauhe Schönheit der kargen irischen Lande derart kongenial in Klänge, daß es mir einmal mehr einfach nur Respekt abnötigte. Stücke wie The golden spiral“, „Gods to the godless“ oder das unglaubliche „The coffin ships“ wurden von der Band souverän performt, und Meister Nemtheanga intonierte seine Texte mit einer Leidenschaft, die ihresgleichen sucht. Sein eher lächerliches Bühnenoutfit und die bekannte Karate Kid-Show trübten die Freude zwar wieder einmal ein wenig, doch gegen die großartige Musik konnte der Frontmann glücklicherweise nicht anstinken. Für mich waren Primordial ganz klar eines der Festivalhighlights. (Till)


Haggard
Nimmt man die Publikumsresonanz zum Maßstab, waren die meisten Anwesenden wohl wegen der vielköpfigsten Metalband des Planeten gekommen. Haggard wurden abgefeiert, als hätten sie soeben Freibier für den kompletten Kohlrabizirkus versprochen. Die Münchner präsentierten einen guten Querschnitt aller Alben, was bei der Länge der Stücke natürlich nicht immer ganz einfach wahr, zumal durch den langen Soundcheck einiges an Zeit verlorenging. Und wenn ich schon auf einem Festival mit Zeitknappheit spiele, dann vergeude ich nicht auch noch Spielzeit mit Vorstellungen aller 16 Musiker, lieber Asis. Abgesehen von diesem Manko boten Haggard jedoch eine sehenswerte Show. Der Sound war gut, das Material hochwertig, die Performance der Band engagiert und sichtlich von Spielfreude geprägt, somit wurden Haggard vom Publikum verdient abgefeiert und werden uns sicherlich noch auf einigen weiteren WGTs begegnen. Und da habe ich auch gar nichts dagegen. (Till)


Moonspell
Ich muß ja gestehen, daß ich die letzten zehn Jahre Moonspell glatt verpaßt habe. Nach dem schwachen „Sin/Pecado“-Album interessierten mich die Platten der Portugiesen nicht mehr so sehr, und auch live war nach 1997 der Ofen aus. Umso mehr freute ich mich heute, daß Moonspell nicht vergessen haben, was sie groß gemacht hat. Die beiden ersten Alben wurden ausgiebig bedacht, und man konnte neben neuerem Material nochmal Klassiker wie „Opium“, „Vampiria“ oder das großartige „Alma mater“ genießen. Die Performance der Band war professionell und mit viel Headbanging schön metallisch, also haben Moonspell wohl alles richtig gemacht. Zwar war lange nicht so viel Tanz in den Reihen wie bei Haggard, aber die Mondsüchtigen waren allemal ein würdiger Headliner für diesen Abend. (Till)



Sonntag, 27.05.2007 – Heidnisches Dorf


Dunkelschön
Das heidnische Dorf verdient auch bei jedem WGT-Besuch einen Abstecher, und wir stellten fest, daß es noch einmal ein ganzes Stück angewachsen war. Neben den Festivalbesuchern tummelte sich allerhand neugieriges Normalvolk auf dem Acker und begutachtete die gebotenen Attraktionen. Zum Beispiel den Auftritt von Dunkelschön. Das Quartett spielte eine ruhige Version der bekannten Mittelalter/Folk-Klänge, die sich an diesem sonnigen Nachmittag sehr gut zum Zuhören eignete. Mit gelungenem Gesang, Flötenklänge und nicht zu vielen dummen Sprüchen sind Dunkelschön sicherlich eine der sehenswerteren Bands der mittlerweile unüberschaubaren Spielleytszene. (Till)



Sonntag, 27.05.2007 – UT Connewitz



Dieser Teil unsereres Festivalberichtes kann nicht ohne einige einleitende Worte bleiben, da die Vorfälle am Nachmittag des WGT-Sonntags für gehörige Irritationen sorgten und letzlich auch im Nachhinein eine größe Debatte auslösten.
Vier Bands des schwedischen Labels Cold Meat Industry gaben sich am Sonntag im UT Connewitz die Ehre und zum allgemeinen Erstaunen erwartete die eintreffenden Besucher bereits eine ca. 70 Personen starke Abordnung der Leipziger Antifa, die zunächst recht aggressiv verbal gegen das Konzert zu protestieren. Nur ist mir bis heute nicht klar warum.
Ein Teil der an diesem Nachmittag auftretenden Formationen sind stilistisch dem Neofolk zuzuordnen und dass es in diesem Bereich rechte Tendenzen gibt, dürfte kein Geheimnis sein. Allerdings kann offenbar niemand erklären, warum sich denn nun ausgerechnet gegen die schwedische Band Stormfågel massiver Protest richtete – deren Musiker, die mir am kommenden Tag noch in Hippieklamotten begegneten, wohl am Allerwenigsten (siehe auch deren Hompage http://www.stormfagel.com für ein eindeutiges Statement).
Am irritierendsten blieb aber, dass es vereinzelt auch zu gewalttätigen Übergriffen gegen Besucher des Konzerts im UT Connewitz kam, so dass die Veranstaltung letztlich von der Polizei geschützt werden musste. Sofern dieser Konzertnachmittag tatsächlich faschistoider Propaganda gedient hätte, würden wir niemals darüber berichten, doch auch nach nachträglicher Recherche bleibt rätselhaft, was bei den vertretenen Bands darauf hindeuten sollte.
In diesem Sinne: Antifaschistisches Engangement in allen Ehren, doch dies hier ging gewaltig daneben und richtete sich definitiv an die falschen Adressaten. Es bleibt zu hoffen, dass dies zumindest einigen der Beteiligten nachträglich auch klar geworden ist. (Volker)

Stormfågel
Unbeirrt davon starteten Andreas Neidhardt und die aus Ungarn stammende Sängerin Éva Mag mit einem Gastmusiker an Gitarre und Querflöte pünktlich um 15 Uhr mit ihren (Neo)Folk Interpretationen, die durch einen Waldspaziergang in Form einer Leinwandprojektion begleitet wurde. Der morbide Charme des alten Kellerkinos, den jede Renovierung nur zerstören könnte, passte dazu wunderbar und vermag durch das stimmige Gesamtbild die Intensität eines solchen Konzertes nochmals zu steigern.
Stormfågels Musik trägt etwas Nachdenkliches und leicht Minimalistisches in sich, die Instrumentierung wechselt zwischen karg und verspielt und der Gesang von Éva Mag sorgt für ein Flair, das nicht unbedingt ein „Neo“ vor dem „Folk“ braucht. Auffallend ist bei dieser Formation der Wechsel zwischen ungarischen, englischen und schwedischen Texten, denen gewisse naturmystische Einflüsse sicher nicht fremd sind. Das eher statische Auftreten der Band wirkte dazu nun nicht unbedingt faszinierend, doch gleichwohl dürfte wohl niemand bei einer solchen Form von Musik eine dynamische Bühnenshow erwarten.
Wenn man sich erst einmal auf Stormfågels Klangwelten eingestellt hatte, war es jedenfalls ein wirklich ansprechender Auftritt. (Volker)

Coph Nia
Weiter ging es dann mit den Schweden Coph Nia, die bereits 2004 schon einmal im Rahmen des WGT im Werk II auftreten konnten und auch diesmal wieder für eine stockfinstere und ritualhafte Synthese aus Dark Ambient und Industrial sorgten. Oder auch für eine Art okkulter Prozession, die nicht ohne Augenzwinkern von Statten ging. Der live von Linus Andersson unterstützte Coph-Nia-Protagonist Aldenon räumte jedenfalls nach einer halben Stunde Spielzeit ein, dass die Wahl eines schwarzen Anzugs als Bühnendress angesichts eines gut gefüllten und daher mittlerweile ordentlich aufgeheiztem UT Connewitz wohl doch die falsche war. Da halfen dann nur noch zunehmend häufigere Schlucke aus der Rotweinpulle, die aber auch freigiebig mal ins Publikum gereicht wurde.
Musikalisch wechselte der Auftritt von Coph Nia einmal mehr zwischen hypnotisch und brachial, inklusive einiger Ausblicke auf das neue Album „The Dark Illuminati“ sowie des als Zugabe gleich noch mal gespielten rabiaten...ähem... Hits „Holy War”, welcher immer wieder aufs neue vor Boshaftigkeit strotzt und Aldenons Predigten gegen organisierte Religionen wohl am markantesten auf den Punkt bringt. Coph Nia sind mittlerweile aus dem Programm von Cold Meat kaum noch wegzudenken und waren auch für dieses WGT wieder eine Bereicherung. (Volker)


Sonntag, 27.05.2007 – Parkbühne


Tyske Ludder
Auf der schönen Parkbühne war heute EBM angesagt, allerdings war ob des geringen Aufnahmevermögens des Ortes Skepsis angebracht. Immerhin hatten Suicide Commando vor einigen Jahren die um ein Vielfaches größere Agra-Halle bis in den hintersten Winkel gefüllt, so daß wir frühzeitig vor Ort waren, um noch eingelassen zu werden. Die Vorsorge war jedoch unbegründet – selbst beim Auftritt der Belgier war noch Platz, und das lag sicherlich nicht nur am später einsetzenden Regen, sondern das WGT war heuer tatsächlich deutlich dünner besucht als in den Vorjahren.
Aber der Reihe nach. Wir trafen etwa zur Halbzeit des Tyske Ludder-Sets ein, was allerdings nicht so sehr schlimm war. Die Truppe spielte ziemlich stumpfen, unspektakulären EBM, der natürlich mit stampfenden Beats daherkam, die Kompositionen konnten mich aber nicht überzeugen. Zuwenig blieb hängen, zuwenig riß mich mit, und bei einer auf Eingängigkeit spezialiserten Musikrichtung wie EBM ist dies nunmal unabdingbar. Im Vergleich zu den folgenden Bands müssen Tyske Ludder jedenfalls noch einige Stunden nachsitzen. Dem Publikum gefiel’s wohl ganz gut, aber für mich war die Band nicht einmal ein nettes Aufwärmprogramm sondern in erster Linie Nervfaktor. (Till)


Punto Omega
Exotenbonus? Nicht nötig, Punto Omega sind zwar die erste argentinische Electro-Formation, die je das WGT beehrt hat, haben sich in der Szene aber bereits einen hervorragenden Namen gemacht. Nach der Tour mit L'Ame Immortelle Ende 2006 kamen die Südamerikaner nun zum zweiten Mal nach Deutschland und hatten mit Martin Parzer Verstärkung von den eben genannten Österreichern an den Keyboards dabei. So zum Trio gewachsen, sorgten Punto Omega für einen hervorragenden Auftritt, durch den Frontmann Pilgrim mit viel Energie und zwei in diesem Genre schon extraordinären Dudelsack-Einlagen (bekannt vom Debut „Punto Omega sowie dem Zweitwerk „Nostalgias Del Origen“) führte. Erwartungsgemäß orientierte sich das gesamte Set der Argentinier an diesen beiden Alben, an denen Freunde von hartem, aber melodieorientierten Electro in den letzten Jahren wohl kaum vorbeigekommen sind. Dass sich Teile des Publikums tatsächlich Krachern wie „La Guerra en los Cielos“ oder „Peregrino des los Tiempos“ entziehen konnten, kann ich mir nicht so recht erklären, doch vielleicht wurden schlicht Kräfte für all das noch Kommende gespart. (Volker)


Rabia Sorda
Nach dem Punto Omega-Auftritt oblag es dann Rabia Sorda, das Stimmungslevel zu halten, was der Band auch ohne weiteres gelang. Kein Wunder – die Musik der Band erwies sich als durchweg hochklassig und konnte auf voller Linie überzeugen. Die energische Bühnenshow tat ihr übriges, Erk Aicrag sprang wie immer wie frisch von der Kette gelassen umher und ging ab, als gebe es kein morgen. Natürlich ist die Frage nach dem Sinn dieses Projekts berechtigt, denn warum gründet Erk Rabia Sorda, wenn sich das Ergebnis dann doch nahezu wie seine Hauptband Hocico anhört? Nichtsdestotrotz war die Show ein echter Knaller und die einzig richtige Antwort. (Till)


Suicide Commando
Zwei wirklich starke Auftritte lagen hinter uns und nun war Zeit für Electro-Guru Johan van Roy und sein Suizidkommando. Zwar war der Zuschauerraum der Parkbühne noch immer nicht komplett gefüllt, doch dass die Stimmung von Anfang an kocht, muss bei Auftritten des Belgiers eigentlich gar nicht mehr erwähnt werden. Die „Hit-Quote“ von Suicide Commando ist beispiellos, allein deren Darbietung war diesmal etwas ungewöhnlich. Zu Johan mit roter Krawatte, Tanja Richter und Torben Schmidt (für das elektronische Fundament) kam diesmal noch Mario Vaerewijck von Insekt, der sich am Schlagzeug austoben durfe und eigentlich doch nur durch sein Pornobrillen-Posing auffiel – von seinem Instrument war nämlich absolut nichts zu hören.
So viel zu den Randbemerkungen, musikalisch bot die Stunde Spielzeit eine gewohnt energische Show, in der Clubhit auf Clubhit folgte. Eine souveräne Mischung aus den alten Sachen wie „See you in Hell“, „Traumatize“ und „Necrophilia“ sowie natürlich Selbsläufern á la „Mein Herz, deine Gier“, „Love breeds Suicide“ oder „Cause of Death: Suicide“. Mit dem Titelstück sowie „Fuck you bitch“ rahmten zwei Stücke des aktuellen Albums „Bind.Torture.Kill“ die Show ein (abgesehen von der obligatorischen Zugabe „Hellraiser“) und verdeutlichten einmal mehr die Schwächen dieses Outputs. Stücke von Suicide Commando müssen natürlich enorm plakativ und provokant sein, doch diese ebenso extrem technoiden wie extrem platten Ausfälle lassen vermuten, dass Herrn van Roy kreativ gewaltig die Luft ausgeht. Aber warten wir es ab, live geht das Ganze wie gehabt heftig ab und vielleicht besinnt sich der Belgier ja schon bald wieder eines Besseren. (Volker)



Sonntag, 27.05.2007 – Anker


Lux Interna
Weiter ging die Reise zum in diesem Jahr wohl abgelegensten WGT-Veranstaltungsort. Der altehrwürdige kleine Konzertclub Anker liegt weit im Leipziger Nordwesten und damit eine längere Reise von der Keimzelle um das Messegelände Agra entfernt. Gleichwohl war diese Stätte für einen interessant besetzten Spartenabend genau richtig und mit seinem Fassungsvermögen von geschätzten 500 Personen bestens ausgelastet.
Die US-Band Lux Interna, von der ich die abschliessenden Stücke erleben konnte, wäre allerdings in einem noch ruhigeren Rahmen besser aufgehoben gewesen. Ihr minimalistischer Dark Folk mit dezenten Country-Einflüssen erklingt rein akustisch dargeboten und wirkte so leise und zerbrechlich, dass er selbst gegen die im Raum geführten Gespräche kaum ankam. Schade, denn das Interesse an Lux Interna war durchaus nicht gering und deren Musik hat gewiss ihre Reize, wenn das Umfeld stimmt, um sich darauf einzulassen. (Volker)


Rome
Es folgte der heimlich Headliner des Abends in Gestalt von Rome, wohinter sich der Luxemburger Jerome Reuter verbirgt, der seit jüngster Zeit als wesentlicher Hoffnungsträger des Neofolk gilt. Die MCD „Berlin“ sowie das Album „Nera“ wurden in rascher Abfolge von Cold Meat Industry veröffentlicht und mit „Confessions D'Un Voleur D'Ames“ steht bereits das nächste Werk in den Startlöchern. Was den Hörer bei Rome erwartet ist eine Kombination von Neofolk-Elementen mit Military / Martial Pop, die sehr stringent und doch emotional klingt.
Während der unangefochten im Mittelpunkt stehende Jerome Reuter seine Musik ernst und bedächtig auf die Bühne brachte, nervte das bemüht grimmige Dreinschauen der Gastmusiker an Gitarre und Trommel relativ schnell und die Hintergrundprojektionen mit S/W-Aufnahmen aus der NS-Zeit sind in einem sowieso umstrittenen Genre nicht gerade die erste Wahl. Trotzdem vermochte die Musik von Rome in den Bann zu ziehen, gerade wenn sie auf das Wesentliche reduziert wurde. Höhepunkt des Auftritts war die Zugabe (ein neuer Song), die der Protagonist ganz ohne Mitmusiker und elektronische Hintergrund-Klangteppiche allein mit Akustikgitarre und Gesang zelebrierte.

Gegen 1 Uhr betraten dann nochmals Ataraxia die Bühne, nachdem sie einen Tag zuvor schon ein vollbesetztes Schauspielhaus mit ihrem „Paris Spleen“ Programm begeistert hatten. In dieser Nacht sollte es eher einen kleinen Querschnitt durch das umfangreiche Schaffen der Italiener geben, was gewiss auch eine reizvolle Angelegenheit ist. Nach einer – sehr schönen – halben Stunde siegten dann aber doch die Müdigkeit und das Herannahen der letzten Straßenbahn. (Volker)


Montag, 28.05.2007 – Heidnisches Dorf


Nachtwindheim
Da wir im Grunde nichts besseres zu tun hatten, begaben wir uns heute noch einmal ins heidnische Dorf, um noch ein bißchen Fruchtwein zu konsumieren, Verkaufsstände in Augenschein zu nehmen und Dudelsackklänge zu hören. Nachtwindheim waren heute damit an der Reihe, über uns herzufallen, aber ihr Auftritt verlief eher mal ziemlich unspektakulär. Zugegebenermaßen ist mir noch keine Mittelaltertruppe untergekommen, die sich mit Dudelsack, Trommel und Tröte an „Paranoid“ versucht hätte, aber als gelungenes Experiment werte ich das auch nicht. Die übrige Performance war dann auch eher Standard und nicht gerade ein Highlight, weshalb wir uns alsbald verzogen. (Till)



Montag, 28.05.2007 – Kohlrabizirkus


Dive
Mit dem Gedanken, dass man einen Auftritt von Dive aka Dirk Ivens mal gesehen haben müsste, trat ich am Nachmittag erneut den etwas umständlichen Weg zum Kohlrabizirkus im Südwesten Leipzigs an, um mich dann ernüchtert inmitten der imposanten kuppelförmigen Veranstaltungsstätte wiederzufinden. Es wirkte doch etwas absurd, wie der alte belgische Electro-Recke auf der vollkommen leeren und somit dafür vollkommen überdimensionierten Bühne herumturnte und als einzige Begleitung ein Megaphon mitgebracht hatte. Vielleicht sind seine Interpretationen elektronischer Musik auch einfach nicht mein Ding, doch die erschreckend ereignislose Darbietung wirkte nach drei anstrengenden Festival-Tagen einfach nur einschläfernd. (Volker)

Heimataerde
Eine völlig andere Form von Bühnenpräsenz gab es danach von der mir bis dato unbekannten deutschen Formation Heimataerde zu bestaunen. Völlig electro-untypisch gab es Musiker in Kettenhemden und recht originalgetreu wirkenden Kreuzritter-Gewandungen zu sehen, flankiert von zwei statisch verharrenden Fahnen- und Schildträgern. Zu Beginn wurde so standesgemäß selbst dem eigentlich schon seit Jahren totgenudelten Palästinalied neues Leben einghaucht, während der Rest des Programms schon überwiegend typischen Electro der harten und treibenden Spielart zu bieten hatte. Trotzdem war die Darbietung mit etlichen Überraschungen für das Auge des Betrachters gesegnet und als Heimataerde die Bühne mit einem donnernden „Pax vobiscum!“ verliessen, hatten sie sicherlich einige Freunde mehr gewonnen. (Volker)

Dismantled
Die schwarze Electro-Szene ist von so viel Mittelmaß geprägt, dass es oft nicht leicht erscheint, mal hervorstechende Akteure zu finden. Dismantled aus den USA gehören zu diesen einsamen Verfechtern und so gab es beim diesjährigen WGT die Europapremiere des live zum Duo verdoppelten Solo-Projekts von Gary Zon zu feiern.
So vielfältig Dismantled klingen, so schwer sind sie auch zu beschreiben. Die Anfangstage lassen sich wohl am besten mit dem Verweis auf Frontline Assembly charakterisieren, während mittlerweile die klassische Elektro-Schiene teils verlassen wurde - zu Gunsten von Industrial-Elementen (man kommt gar der Ausdrucksgewalt der Nine Inch Nails recht nahe...), sphärischen Synthie-Flächen und einem Gesangsspektrum, das zwischend sanft und keifend alles umfasst. So wirkt die Musik teils kalt und brachial, teils charmant umschmeichelnd, teils komplex und introspektiv und trotzdem häufig auch gewaltig tanzflächenkompatibel. Nach dem eher straight-elektronischen Programm zuvor gefiel das nicht jedem, doch der Großteil des Publikums im gut gefüllten Kohlrabizirkus liess sich sichtbar von Gary Zons charismatischer Show in den Bann ziehen. Ganz zu schweigen von den komplett ausrastenden Amis neben mir, hehe. (Volker)


Montag, 28.05.2007 – Werk II


The Deep Eynde
Leider fielen in der Agra-Halle die Levellers aus (Kann man sowas nicht im Vorfeld ankündigen? Eine Menge Leute warteten umsonst auf die Folkrocker!), und da Faun wirklich nicht sein mußten, nutzten wir die Gelegenheit, noch einmal zum Werk II zu fahren, wo heute Horror Punk angesagt war. The Deep Eynde hatten ihren Gig bereits vor nicht allzu langer Zeit begonnen und rockten das seltsamerweise nicht besonders volle Werk II. Die Anwesenden fanden’s jedoch sichtlich geil und gingen zu den Misfits-kompatiblen Klängen gut ab. Stilistisch kommen The Deep Eynde den Horror Punk-Königen schon recht nahe, aber das hat mich wahrlich nicht gestört, zumal die Band auch eine engagierte und mitreißende Show auf die Bühne legte. Nach den doch ziemlich drögen Elster Silberflug war das genau die Dröhnung, nach der die Ohren sich sehnen. Von mir aus hätte es auch noch eine ganze Weile so weitergehen können, doch wir wollten auch die guten alten Subway To Sally nicht verpassen, weshalb wir einige Minuten nach Gigende wieder den Weg zurück zur Agra antraten. (Till)


Montag, 28.05.2007 – Agra-Halle


Elster Silberflug
Von der vorher aufspielenden Band Coppelius bekam ich nur noch das letzte Stück (eine ziemlich schräge Coverversion von Iron Maidens „Phantom of the opera“) mit, bei Elster Silberflug war ich dann aber zu allen Schandtaten bereit. Die bereits seit 1971 existierende Band mühte sich redlich ab, aber es erwies sich einmal mehr, daß sich derart ruhige, atmosphärische Musik in einer großen Industriehalle einfach nicht entfalten kann. Das Schauspielhaus wäre ein deutlich angemessenerer Ort gewesen, schade. Musikalisch war es nicht von schlechten Eltern, was Elster Silberflug hier von sich gaben, aber das Publikum wartete doch eher auf die großen Namen des Abends, und auch mir wurde es irgendwann langweilig. In angemessener Umgebung könnte ein Elster Silberflug-Auftritt jedoch durchaus ein reizvolles Erlebnis darstellen. (Till)


Subway to Sally
Zu den vielen liebgewonnenen Ritualen des WGT gehört auch die sich mindestens alle zwei Jahre wiederholende große Abschlussshow von Subway to Sally beim Folk Rock / Metal Montag in der Agra-Halle. Durch den Ausfall der Levellers mussten im Vorfeld größere Pausen eingeschoben werden und nach der (ebenfalls schon angestammten) rasanten Feuershow von Seelenfunken passierte erst mal 45 Minuten nichts. Vielleicht war es deshalb bei STS dann auch nicht ganz so voll wie gewohnt, doch einige Tausende war es immer noch, die voller Inbrunst für die Potsdamer an ihre letzten Reserven gingen. So gehörte sich das auch, denn wenngleich STS garantiert immer 100 Prozent geben, war diese Show doch mal wieder eine besonders beeindruckende Darbietung. Die Setlist war auf ein von vier Festivaltagen geschlauchtes Publikum perfekt abgestimmt und enthielt keinen einzigen Song, der nicht lauthals mitgesungen wurde. Wohl kaum eine andere Band hat einen derart enormen Fundus an bestens funktionieren Live-Stücken, so dass STS wohl mittlerweile ein zweistündiges Programm komplett mit Klassikern füllen könnten.
Eric Fish präsentierte sich einmal mehr als energischer und gutgelaunter Frontmann, doch eigentlich musste er sich kaum bemühen, die euphorischen Reaktionen kamen fast wie von selbst. Eine kleine Highlight-Auswahl: “Mephisto”, “Traum vom Tod II” und das immer wieder alle Grenzen sprengende “Kleid aus Rosen”. Keine Frage, dass zum Ende “Julia und die Räuber” herhalten mussten, dessen berühmt-berüchtigter Chorus noch eine halbe Stunde später vor der Halle lauthals intoniert wurde. (Volker)


Da liess sich der strömende Regen und das lange Warten auf die Straßenbahn in die Innenstadt (die Abschlussparty in der Moritzbastei stand ja noch aus) doch gleich besser ertragen...
WGT, wir kommen wieder!

   
  Doomsword
My Name Will Live On
 
     
 
Doomsword
My Name Will Live On
Soulgate's Dawn
Deathtrap to Escape
Warning
Watching from a Distance
Sardonic
Symptomaniac
Outworld
Outworld
Breed
Breed
Dod Aernst
Where The Last Laughter Died
Altaria
Divine Invitation
Naildown
Dreamcrusher
Illnath
Second Skin Of Harlequin
 
 
Antigama
Coldworker
Mortal Illusion
Lunarsphere
Nahemah