Artist: ATARAXIA
Title: Mon seul désir
Homepage: ATARAXIA
Label: Cruel Moon / Cold Meat Industry
Nicht mehr brandaktuell, sondern aus dem letzten Jahr stammend ist dieses Werk von ATARAXIA, welches dennoch, mal abgesehen von einer Digisingle und zumindest in Full-Length-Hinsicht, ihre bislang neueste Veröffentlichung darstellt. Seit der Gründung noch in den Achtzigern haben diese Italiener bereits eine Vielzahl an Releases vorgelegt, auf denen sie sich einer Kombination aus Neo-Klassik, Gothic, Mittelalterlichem, Folk und Barock hingeben und diese mit ihrem Faible für sowohl altertümliche als auch moderne Sprachen und Kulturen garnieren. Mein erster Kontakt mit ATARAXIA erfolgte mit dem Re-release der "Simphonia sine nomine"-Scheibe, welche mich damals in ihren Bann zog. Nachdem ich die Band dann zwischenzeitlich mal wieder aus den Augen verloren hatte, wurde ich ausgerechnet durch eine Coverversion des Visage-Klassikers "Fade to grey", eingespielt von den ebenfalls aus dem Land der Pasta kommenden Monumentum, wieder auf sie aufmerksam, da Frontfrau Francesca dort den Gesang beisteuerte.
Geblieben ist weiterhin die Schnittmenge aus vor allem klassischen Gitarren, Percussion, Keyboard und natürlich der ausdrucksstarken Stimme von eben Francesca Nicoli. So bietet auch "Mon seul désir" recht lange atmosphärische Stücke, sieben an der Zahl, die aber entgegen manch anderer Alben von ATARAXIA in musikalischer und inhaltlicher Hinsicht nicht an ein einziges Konzept gebunden sind. Stattdessen werden Themen aus verschiedenen Bereichen, seien es z. B. orientalische oder mittelalterliche, verarbeitet. Bestes Beispiel hierfür sind die beiden auf dem Silberling aufgegriffenen Lieder traditioneller Musik: "Jarem Gitti" ist ein anatolisches Liebeslied aus dem 13. Jahrhundert und bei "Mundus est Jocundum" wird die "Carmina Burana" zitiert. Letzteres ist der Höhepunkt der Scheibe und war, allerdings in kürzerer Fassung, schon mal auf "Historiae" zu hören. Daneben gibt es drei waschechte ruhige ATARAXIA-Stücke, eine nur auf Gitarren basierende Komposition sowie als "hidden track", der jedoch fast nahtlos anschließt, eine alternative Version von "Jarem Gitti".
ATARAXIA haben sich zum Credo gemacht, Musik mit Tiefgang zu erzeugen, die nicht bereits mit einer geringen Anzahl an Durchläufen komplett zu erfassen ist. Wer sie kennt und möglicherweise zu schätzen gelernt hat, wird sich jedoch davon nicht abhalten lassen und besitzt ohnehin die CDs. Allen übrigen, die sich an hingebungsvoller, zeitloser Musik mit spirituellem Anklang interessiert zeigen, sei ATARAXIA, ganz gleich mit welchem Album, empfohlen.
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