Ataraxia - Llyr PDF Drucken E-Mail
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Artikel - CD-Reviews
Geschrieben von: dirk-bengt   
Donnerstag, den 01. April 2010 um 17:58 Uhr



Stil (Spielzeit):
Neo-Folk / Ambient  (56:11)
Label/Vertrieb (VÖ): Prikosnovenie ( März 2010)
Bewertung: 8,5 / 10

Link(s): Home / Myspace

ATARAXIA sind nicht bloß aus Modena, sondern auch nach drei Jahren Abstinenz (sieht man mal von den beiden Best-ofs der Zwischenzeit ab) aus der Versenkung aufgetaucht. Wer sich ein bisschen auskennt, weiß, dass ATARAXIA mit ihrer Interpretation der Begriffe Neo-Klassik / Neo-Folk in ihrer 20jährigen Bandgeschichte einige Maßstäbe gesetzt haben.

„Llyr“ (keltisch für Leier) reiht sich bruchlos in die Reihe der Klasse-Alben ein; wie immer graben sich ATARAXIA wie Archäologen durch die ältere Musikgeschichte. Wie meistens bereiten sie die Tradition in neuen Kompositionen / Arrangements so geschickt auf, dass man nicht merkt, wo das Alte aufhört, das Neue anfängt.

Das orientalische Element, oft bestimmend auf dem `07er "Kremasta Nera", ist nicht mehr so präsent. Der Faszination und Vielseitigkeit der fantastischen Stimme von  Francesca  Nicoli tut das keinen Abbruch. Der Opener orientiert sich nicht nur stimmlich an Lisa Gerrads dunklem Timbre, sondern klingt insgesamt so, als könnte „Siqillat“ gut von DEAD CAN DANCE ein.  Und wer sonst kriegt so feine Kombinationen  aus Rhythmik und dunklen wie sphärischen Harmonien hin?!

Dann folgt „Scarborough Fair“: oh-nee, nicht schooon wieder, denkt man. Aber diese Version ist wirklich die Veröffentlichung wert. Ursprünglich ja wohl als gemischtes Duett gedacht, singt Francesca mit sich selbst. Diesmal sehr hell und hoch. Und vor allem polyphon und in recht ungewohnter Phrasierung. So kriegt der eigentlich sehr weltliche Song etwas Sakrales. Und Frisches…

Recht dramatisch, irgendwas zwischen schamanischem Singsang und Fantasy-Filmmusik  macht „Quintaluna“ sinistre Stimmung, wechselt aber irgendwann auf ein komplett anderes Thema und wird sehr sphärisch…  Scheint unter dem Motto zu stehen: Hexensabbath vs. Elfenreigen. Die beiden Teile sind ansprechend, passen aber irgendwie nicht recht zusammen. Und werden nicht passender dadurch, dass sie als Riesenloop komplett wiederholt werden (Aber das ist Jammern über hohes Niveau).

Das nächste Highlight setzt der Titeltrack: „Llyr“  ist zunächst eine gezupft-akustische Träumerei auf synthetischem Cello… mit einem Gesang zum Glas schneiden. Zum Sterben schön, auch wenn ein echtes Cello natürlich hilfreich gewesen wäre. Später legt das Lied an Tempo und Instrumentarium zu und bekommt durch die Trommeln einen  zart fröhlichen, mittelalterlichen Beigeschmack.

Das zweiteilige „Elldamar“ ist eines der Stücke auf „Llyr“, die orientalisch angehaucht sind und wird in zwei separaten Teilen dargereicht. Der erste ist wohl so etwas wie ein 2 ½-minütiges Präludium und gibt das Thema vor. Recht bedrohlich und düster. Der zweite Teil beginnt mit dem Thema, wechselt auf eine dezente Flötenmelodie und wird anschließend noch dunkler und dramitscher als zuvor. Hier sind die Spannungsbögen ausgefeilter und das Wechselspiel aus dunkel / hell funktioniert.

Dazwischen sind  zwei Nummern platziert….  „Evnyssien“ nimmt einige Akkorde sowie das Konstruktionsprinzip von „Llyr“ wieder auf, ist aber getragener, gedämpfter in der Stimmung. Schön und tricky, wie die Teile des Albums in einander verwoben werden… „Klepsydra“ ist etwas arg fröhlich für meinen Geschmack und mit einer Mischung aus Ethno- & MARILLION-artiger Gitarre, sowie den für Francescas Verhältnisse unspektakulären Gesang so etwas wie ein kleiner Durchhänger. Ist aber ein Beleg für die atmosphärische Vielseitigkeit der Band.

In der dunklen Esse DARGAARDs könnte das nach schwarzer Messe klingende „Payatry Mantra“  geschmiedet sein. Wie der Name vermuten lässt: ein traditionelles, indisches Mantra... welche finstere Gestalt auch immer heraufbeschworen werden soll: es klingt höllisch (,) wirksam.

Den Abschluß dieses opulenten Werks bildet Borea. Entsprechend frisch und recht säuselig, dem Nordwind gemäß, geht’s stimmlich zu. Während der eigentliche Gesang sich an der sonstigen Klasse orientiert, ist der gewisperte Sprechgesang grenzwertig… So stelle ich mir eine japanische Synchronsprecherin in einem Kinderporno vor… Was aber ebensowenig wie der zarte Durchhänger „Klepsydra“ mal gar nichts daran ändert, dass „Llyr“ für Freunde der oben genannten Bands oder STOA etc. die Sammlung bereichern dürfte.

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