ATARAXIA - Paris Spleen

Artist: ATARAXIA
Title: Paris Spleen
Homepage: ATARAXIA
Label: COLD MEAT INDUSTRY

ATARAXIA - Paris Spleen - Preisvergleich

Kaum eine Band polarisiert derartig wie ATARAXIA, deren imposante Arrangements zusammen mit der Stimmgewalt der Sängerin Francesca Nicoli ein unverwechselbares Bombastambiente erschaffen, das traditionelle Folklore mit Operette und einer Prise Avantgarde zusammenmischt. Wen die Oktavensprünge der Sängerin bisher nicht aus der kontemplativen Gleichmut eines griechischen Philosophen gerissen haben, so die Bedeutung des Bandnamens, hat sicherlich schnell sein Herz an ATAXAXIA verloren. Was auch die italienischen Musiker komponieren, besticht durch konzeptionelle Ausgereiftheit, die über die Grenzen der Musik hinausgeht. Das heißt, bei ATARAXIA fügen sich Themen und Layouts in eine Gesamtästhetik, die den ohnehin schon unverwechselbaren Stil noch origineller und vielleicht auch greifbarer macht.

Jetzt ist es so, dass „Paris Spleen“ noch mehr das Ungewöhnliche sucht als es bisher sowieso der Fall war. Das an das Gedicht „Le Spleen de Paris“ von Baudelaire angelehnte Konzeptalbum wird insgesamt auf Französisch gesungen und spielt im Paris des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts. Laut Eigenaussage der Band wurde das Medium Madame Ratatouille vom Circuz Kump heimgesucht, eine Varieté Gruppe aus Paris von vor hundert Jahren, die nach einer Aufführung von Baudelaires Gedicht verschwand und nun mit ATARAXIA und mit Hilfe des Geistermediums in Kontakt getreten sei. Ergebnis dieser vermeintlichen Séance ist „Paris Spleen“. Doch kann ich mir nicht helfen, der Geist von Madame Bistouri klingt nach Francesca Nicoli. Eine nette Geschichte über lebende und tote Musiker.

Interessanterweise tauchen die Geister der Vergangenheit zu einer Zeit auf, in der Erinnerungen an Varieté, Cabaret und burleske Fantasien über die Kleinkunst des letzten Jahrhunderts geradezu boomen. Das Schifferklavier und die Manege sind nicht auszublenden. Vielleicht ist diese Veröffentlichung etwas für DRESDEN DOLLS-Liebhaber. Für den eingefleischten ATARAXIA-Hörer sind ein paar Glanzstücke dabei, die aus dem Kontext des mitunter sehr anstrengenden Albums eine fein abgestimmte Atmosphäre erschaffen, jedoch nicht halten, da Circusmusik die Operette abgelöst hat. Zumindest wird kein Ringelsöckchen-Varieté abgeliefert und ATARAXIA schaffen es wieder einmal, selbst unter ihnen Wohlgesonnenen zu polarisieren.

kw (01.04.2007)