Ataraxia
Saphir
(Cruel Moon/EFA)
Das Quartett Ataraxia erschafft schon seit nunmehr zehn Jahren wundervolle Elfenmusik, die in den Genres Wave, Gothic, Folk Noir und Neo Klassik beheimatet ist. Das Markenzeichen der Italiener war schon immer der ausdrucksstarke, geheimnisvolle Gesang Francesca Nicolis. Ihre dezent klagende Stimme verleiht der Musik Melancholie, Sehnsucht und Geräumigkeit. Die klangliche Weite lässt unweigerlich an das Meer denken. Der Ozean verschmilzt in der Ferne mit dem Horizont. Unendlichkeit entsteht und die Seele kann befreit durchatmen. Das Meer, das Wasser, das war schon immer das Leitmotiv in der Musik Ataraxias. Analog hierzu bezeichnet Francesca Nicoli ihre Musik als "Symphonies d'eau." Jene Wassersymphonien gleiten jedoch nicht nur auf der Oberfläche des flüssigen Elements. Nein, die perlenden Akustikgitarrenläufe und driftenden Keyboardteppiche geleiten den Hörer auch in die Tiefen verzauberter Meere hinab. Dort erinnern die verträumten Flötenklänge an das lautlose Huschen der Fische. Auch der Hörer verliert die Bodenhaftung und schwebt - von der Mühsal des Erdenlebens befreit - sorgenlos und angenehm betäubt durch die aquatischen Welten. Das Wasser ist eine Anderswelt. Alles wird abgedämpft und sanfter wahrgenommen. Genau diesen emotionalen Zustand möchten die Italiener hervorrufen. Diesmal verhält es sich jedoch ein wenig anders. Das neue Album Saphir klingt nicht nur flüssig, sondern auch erdig. Saphir erscheint passagenweise griffiger, dichter und manifester. Kein Wunder, denn die aktuelle CD handelt von Gärten und deren Magie. Gärten sind im Sinne Ataraxias mystisch und symbolisch zu verstehen. Die Italiener sehen in den grünen Welten Pforten, die in mystische Traumreiche führen. Saphir klingt nach Sonne, Pflanzen, Nektarduft und Erde. Aber Gärten brauchen Wasser und deshalb klingen die Italiener immer noch schwebend-feucht. Saphir ist zudem ein sehr fokussiertes Album; Ataraxia in Reinform sozusagen. Alles erscheint scharf umrissen und aufs Wesentliche reduziert. So leben die Stücke oft nur von Gesang, Percussions, Keyboards bzw. Piano und Akustikgitarre. Mehr braucht es auch nicht, denn mehr Instrumente würden nur beschwerend wirken. So bleibt alles luftig und leicht. Schweben kann so schön sein.
Michael Schäfer
9 Punkte